initiative MENSCHLICHKEIT

ENTDECKE DAS GEHEIMNIS UND DIE SCHÖPFERISCHE KRAFT DER BEGEGNUNG

Versuch einer Beschreibung des Impulses und der Arbeitsweise „initiative Menschlichkeit“

Ausgangspunkt war und ist der Impuls “Menschen müssen sich begegnen”, der sich im Jahre 2015 formulierte. Das Wesenhafte dieses Impulses meint die gesamte Menschheit und zugleich ist darauf gedeutet, dass sich der  Keim der Arbeitsweise zunächst in der Begegnung von Menschen aus michaelischen Strömungen entwickeln und durch ihr Tun in die Welt treten soll.

Damit ist hingewiesen auf Menschen, die die geistige Welt als eine grundlegende Realität betrachten und die auf ihre Gedanken, Gefühle und Willensimpulse ebenso achten, wie auf ihre Schritte in der physischen Welt.

Obwohl das in vollkommener Gestaltung bei heutigen Erdenverhältnissen nicht zu erreichen ist, appelliert die „initiative Menschlichkeit“ nicht an den persönlichen Egoismus, sondern an ein Handeln aus geisteswissenschaftlichen, allgemeinmenschlichen Erkenntnissen und Impulsen, mit dem liebevollen Blick für alles Sinnhafte und Wertvolle unserer Erdenverhältnisse sowie für die Nöte der Zeit.

Die Begegnung ist ein Wert an sich. Das, was geschieht, ergibt sich aus der freilassenden Begegnung von herzenswachen Menschen, aus deren Mitte im obigen Sinne schöpferisch der Impuls nach der Erkenntnis und dem Weg zu vollem Menschsein quillt und die daraus tätig sein wollen.

Eine wesentliche Eigenschaft der „initiative Menschlichkeit“ ist, daß man sie in ihrem Kern eigentlich nie fertig beschreiben kann. Es gibt auch keinen Verein oder ähnliches, dem man sich anschließen muß. Es ist eine Bewegung von Menschen, die sich ihre jeweils angemessene Arbeitsweise suchen. Es ist also etwas, was im fortwährenden Werden begriffen ist und dadurch niemals gültig definiert werden kann. Daher ist das Wort „initiative“ bewusst adjektivisch geschrieben, d.h. es geht um die fortwährend initiative Haltung, die nach dem vollem Menschsein und den jeweils nächsten Entwicklungsmöglichkeiten fragt.

Daher ist das Folgende nur eine Beschreibung dessen, was derzeit versucht wird. Vor dem Hintergrund des oben Dargestellten müsste diese Beschreibung eigentlich ständig überarbeitet werden. Trotz allem kann sie vielleicht als Beispiel dienen, um eine Empfindung für die „initiatve Menschlichkeit“ zu ermöglichen:

Rudolf Steiner: Elementarwesen, Pastell auf Transparentpapier 1923
Rudolf Steiner, 1917

„… daß man zuerst tiefere Blicke hineintun muß in die Zusammenhänge der Natur, um in der Natur den Geist zu finden. Dann findet man auch die Fäden, durch die der Mensch wirklich mit dem Geistigen zusammenhängt. Dann kann man aber auch erst wissen, welche wirklichen sozialen Gesetze man braucht. … In Wirklichkeit ist es so: Wenn sie sich die Grenze zwischen der Maja und der Wirklichkeit denken, so haben sie auf der einen Seite ein Guckloch für die Natur und auf der anderen Seite ein Guckloch für das soziale Leben. Und nur dann, wenn man tiefer hineinsieht, sieht man: Da treffen sie sich rückwärts.“

Zunächst forschend ausgehend von dem, was ich als mein Selbst erlebe, kann die Empfindung wachsen, daß mein Menschsein nicht an meiner Leibesgrenze aufhört, sondern wesenhaft mit der Welt und meinen Mitmenschen verbunden ist, d.h. daß es sich auf die Welt ausdehnt und mir auch von dort entgegenkommt bzw. geschenkt wird.

Ein initiativer Mensch zu sein kann dann in diesem Sinne bedeuten, mein eigenes Wesen aktiv, liebevoll, staunend, forschend mit dem Wesenhaften in der Welt und meinen Mitmenschen in Beziehung zu setzen und daraus tätig zu werden. Dass dabei auch die anti-sozialen Kräfte im Blick sein müssen, versteht sich natürlich von selbst.

Aus diesen Grundgedanken wird deutlich, dass die Menschen sich in verschiedenen Zusammenhängen vollkommen unterschiedliche Ziele setzen können. Ob man beispielsweise nach dem Wesenhaften des Klimawandels bzw. des Klimas fragt und dafür tätig wird oder nach der Heilung der sozialen Verhältnisse, nach der Pflege eines Ortes oder einer Einrichtung, nach der Schulung von Wahrnehmungsfähigkeiten, nach Gemeinschafts- und Gesellschaftsbildung aus den Erfordernissen der Zeit, nach dem Michaelswirken in Zeiten der Inkarnation Ahrimans oder nach der digitalen Technik, liegt vollständig bei den Menschen, die sich jeweils zusammenfinden.

Die „initiative Menschlichkeit“ will keinen Unternehmenscharakter annehmen. Eine Teilnahme aus beispielsweise wirtschaftlichen Motiven schließt sich aufgrund des oben Gesagten aus. Es können andererseits Unternehmungen aus der und durch die „initiative Menschlichkeit“ impulsiert werden. Beispielsweise eine Akademie oder eine Wirtschaftsunternehmung benötigen eigenständige Abläufe, Rechtsformen und Instrumente. In den Begegnungstreffen der „initiative Menschlichkeit“ kann jedoch angestrebt werden, ein Impuls-, Wahrnehmungs-, Spiegelungs- und Kraftorgan für diese eigenständigen Unternehmungen zu bilden.

Unabhängig von ihren jeweiligen Berufen, religiösen Hintergründen usw. steht die „initiative Menschlichkeit“ auf dem Boden der Anthroposophie und will sich mit allen Menschen verbinden, die im oben beschriebenen Sinne mitarbeiten wollen.

Ein Weg, der den zeitgemäßen Ansprüchen an Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft hinsichtlich Gedankenklarheit und nachvollziehbarer Methodik gerecht wird, dabei schrittweise den ganzen Umfang des Mensch- und Weltseins umfasst, ist uns in der Anthroposophie Rudolf Steiners gegeben. 1917 sagt er bereits: „… daß man zuerst tiefere Blicke hineintun muß in die Zusammenhänge der Natur, um in der Natur den Geist zu finden. Dann findet man auch die Fäden, durch die der Mensch wirklich mit dem Geistigen zusammenhängt. Dann kann man aber auch erst wissen, welche wirklichen sozialen Gesetze man braucht. Man kann nicht über soziale Zusammenhänge nachdenken, wenn man ein naturforscherisch denkender Mensch im heutigen Sinne ist, weil man da die Natur an der Oberfläche und das soziale Leben an der Oberfläche hat. …. In Wirklichkeit ist es so: Wenn sie sich die Grenze zwischen der Maja und der Wirklichkeit denken, so haben sie auf der einen Seite ein Guckloch für die Natur und auf der anderen Seite ein Guckloch für das soziale Leben. Und nur dann, wenn man tiefer hineinsieht, sieht man: Da treffen sie sich rückwärts.

Dem ein oder anderen wird vielleicht der Zusammenklang mit dem Versuch der Stiftung einer Gesellschaft für Theosophische Art und Kunst im Jahre 1911 auffallen. Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen soll betont werden, daß die „initiative Menschlichkeit“ nicht aus dem intellektuellen Versuch einer Kopie oder Wiederholung des Stiftungsversuches von 1911 entstand. Das ist so nicht möglich. Der innere Zusammenhang mit dem Stiftungsimpuls von 1911 kam erst Jahre nach dem Auftreten des Impulses 2015 zum Bewusstsein.

Als Anregung zum Verständnis des Stiftungsversuches 1911 empfehlen wir das Buch von Virginia Sease „Rudolf Steiners Versuch einer Stiftung für Theosophische Art und Kunst, 15. Dezember 1911“, Verlag am Goetheanum. Im Anhang des Buches ist die Mitschrift des Originalwortlautes Rudolf Steiners abgedruckt; daraus sollen nachfolgend einige charakterisierende Äußerungen von ihm dargestellt werden:

  • ( .. ) = Ergänzende Formulierungen anderer Mitschriften (…, Anm. VK)  = Anmerkung Veit Kattwinkel

„… Aber es soll hier nun eine Möglichkeit vor Sie hingestellt werden (eröffnet werden), um zu alledem, was innerhalb der Zusammengliederungen von Menschen, Gesellschaften und Vereinen und so weiter angestrebt worden ist in der Welt, etwas hinzuzufügen, was eigentlich nicht in Worten ausgedrückt werden kann, da dasjenige, was man sagen kann, niemals maßgebend sein kann für die Richtigkeit einer solchen Sache. …

So muss gesagt werden: Es ist möglich, dass das Bekenntnis zu einer Sache nicht länger mehr wahr sein kann, wenn dieses Bekenntnis ausgesprochen wird. … (Ein simples Beispiel, Anm. VK) Nehmen wir an, es drückt jemand seinen Zustand der unmittelbaren Gegenwart dadurch aus, dass er sagt: „ich schweige“, so ist das etwas, was unbedingt nicht wahr sein kann, dass er keine Wahrheit damit sagt. …

Es folgt daraus, dass die Menschen … mit dem Teuersten, was sie haben, sich überhaupt nicht zusammenschließen können, ausgenommen, wenn die Gründe, warum sie sich zusammenschließen, solche sind, welche nicht der Sinnenwelt, sondern der übersinnlichen Welt angehören. … Daher muß gegenüber allen Prinzipien von Gesellschaften, gegenüber allen Organisationen, die bisher möglich waren, der Versuch gemacht werden mit etwas völlig Neuem, mit etwas, was ganz und gar aus dem Geiste desjenigen Okkultismus heraus geboren ist, von dem in unserem Kreise so oft gesprochen wird.

Dies aber kann nicht anders getan werden als dadurch, dass einmal der Blick gewendet werde einzig und allein auf etwas Positives, einzig und allein auf etwas, das schon als ein Reales in der Welt da ist und was als solches gepflegt werden kann. Realitäten aber sind in unserem Sinne nur diejenigen Dinge, die in erster Linie der übersinnlichen Welt angehören. Denn die ganze sinnliche Welt stellt sich uns dar als Abbild der übersinnlichen Welt.

Daher wird einmal der Versuch gemacht werden, der ein solcher ist, wie sie gemacht werden müssen aus der übersinnlichen Welt heraus: der Versuch, eine Gemeinschaft von Menschen nicht zu begründen, sondern zu stiften. … Wird dieser Erfolg (bei einer Gemeinschaft, die nicht begründet, sondern gestiftet wird, Anm. VK) nicht erzielt, nun, so ist er (dieser Versuch) wieder für eine Weile gescheitert (so muß er wiederum für eine Weile aufgeschoben werden).

Daher soll Ihnen in diesem Augenblicke verkündet werden, dass unter denjenigen Menschen, die sich in entsprechender Weise dazu finden werden, gestiftet werden soll eine Arbeitsweise, welche durch die Art und Weise der Stiftung zum direkten Ausgangspunkt hat diejenige Individualität, die wir seit den abendländischen Vorzeiten mit dem Namen Christian Rosenkreutz belegen.

Dasjenige, was bisher gestiftet werden konnte, bezieht sich nur auf einen Teil dieser Stiftung, die in einem umfassenden Sinne, wenn die Möglichkeiten gegeben sind, in die Welt treten soll. …

Es handelt sich darum, dass innerhalb des Arbeitskreises eine rein geistige Aufgabe erwachen soll, eine Aufgabe, welche sich erschöpfen wird in einer geistigen Arbeitsweise und in dem, was resultiert aus einer solchen geistigen Arbeitsweise. Und es handelt sich darum, dass niemand unter einem anderen Gesichtspunkte Mitglied werden kann dieses Arbeitskreises (dieser Arbeitsweise), als allein dadurch, dass er irgendwelchen (einigen) Willen hat, für das Positive der Sache seine Kräfte einzusetzen. …

Dieser winzig kleine Kreis (der anfänglich geschaffen wurde, Anm. VK) ist zunächst so beschaffen, dass mit ihm ein Anfang gemacht werden soll für diese Stiftung, um in einem gewissen Sinne dasjenige, was unsere geistige Strömung ist, von mir selber abzulösen und ihr einen eigenen, in sich selbst begründeten Bestand (Substanz) zu geben, einen in sich selbst begründeten Bestand!

Sodass also zunächst dieser kleine Kreis mit der Sanktion vor Sie hintritt, dass er als solcher seine Aufgabe empfangen hat vermöge seiner eigenen Anerkennung unserer geistigen Strömung, und dass er in einer gewissen Weise das Prinzip der Souveränität des geistigen Strebens, das Prinzip des Förderalismus und der Selbständigkeit alles geistigen Strebens als die unbedingte Notwendigkeit für die geistige Zukunft sieht, und es in der Art, wie er es für angemessen hält, in die Menschheit hineintragen soll.

Daher werde ich selbst innerhalb der Stiftung, um die es sich handelt, nur zu gelten haben als der Interpret zunächst der Grundsätze, die als solche nur in der geistigen Welt allein vorhanden sind, als Interpret desjenigen, was auf diese Weise zu sagen ist über die Intentionen, die der Sache zugrunde liegen. … 

Es (diese Stiftung / Arbeitsweise, Anm. VK) wird weiter sich dadurch als aus der geistigen Welt fließend darstellen, dass die Mitgliedschaft lediglich immerzu nur beruhen wird auf der Vertretung und auf der Anerkennung geistiger Interessen und auf der Ausschließung alles, alles Persönlichen.

Es besteht hier eine Abweichung von älteren okkulten Grundsätzen, die bei dieser Verkündigung gemacht wird, und diese Abweichung besteht gerade in der Tatsache dieser Verkündigung. …

Aber in dem Augenblick, wo jemand zeigt, dass er in irgendeiner Weise kein Verständnis hat für die heutige Verkündigung, wird ihm ja selbstverständlich durchaus nicht in irgendeiner Weise nahegelegt werden können, einer solchen Arbeitsweise – ich sage nicht einer Gesellschaft oder dergleichen – anzugehören. Denn es kann nichts anderes geben als den absolut freien Willen, einem solchen Kreis, einer solchen Arbeitsweise anzugehören.

Sie werden aber sehen, … – wenn also unsere Zeit durch ihre Eigentümlichkeit schon zulässt, dass so etwas zustande kommt – dass dann wirklich im Sinne der Anerkenntnis des geistigen Grundsatzes gearbeitet werden kann, des Grundsatzes, dass nicht nur aller Natur und aller Geschichte, sondern auch allem in die Welt tretendem Tun die geistige, übersinnliche Welt zugrunde liegt. Und Sie werden sehen, dass es für jeden ordentlichen Menschen unmöglich sein wird, einer solchen Gemeinschaft anzugehören, wenn er nicht mit dieser Gemeinschaft einverstanden ist. …

… es liegt die Tatsache vor, dass eine Definition zu geben dessen, was getan werden soll, in keiner Stunde möglich sein wird, denn alles soll in fortwährendem Werden sein. Und was eigentlich durch das, was heute gesagt worden ist, geschehen soll, das kann man jetzt nicht beschreiben, davon kann man jetzt keine Definition, keine Schilderung geben und alles, was man darüber sagen würde, würde in dem Moment unwahr sein. Denn es beruht das, was geschehen soll, nicht auf Worten, sondern auf Menschen, und nicht einmal auf Menschen, sondern auf demjenigen, was diese Menschen tun werden. …

So wird denn auch heute als Grundsatz nichts anderes aufgestellt als der eine (erste) Grundsatz: Anerkennung der geistigen Welt als der Grundwirklichkeit. Alle weiteren Grundsätze sollen im Werden der Sache erst geschaffen werden. … Niemals soll dasjenige, was diese Sache werden soll, durch dasjenige, was sie ist, in irgendeiner Weise beeinträchtigt werden können. … Sodass also zunächst es lediglich darauf ankommt – denn es wird alles im Werden sein -, dass die Persönlichkeiten sich zusammenfinden, die so etwas wollen. Dann wird die Sache schon weitergehen! …

Sie wird sich im tiefsten Prinzip unterscheiden auch von dem, was die Theosophische Gesellschaft ist. Denn kein einziges der Merkmale, die heute ausgesprochen worden sind, kann für die Theosophische Gesellschaft gelten.

Ich musste über diese Sache sprechen aus dem einfachen Grunde, weil ja auch vor die Öffentlichkeit unserer Theosophischen Gesellschaft diejenigen Dinge schon hingetreten sind, welche mit dieser Stiftung in einem organischen (organisatorischen) Zusammenhange stehen, und weil durch diese Stiftung – im Sinne von Intentionen, die wahrlich nicht in der physischen Welt liegen und die wahrlich nichts mit Ahriman zu tun haben – ein ideell-spirituelles Gegengewicht (Gegenbild) geschaffen werden muss gegen alles dasjenige, was nun schon einmal mit einer Gründung in der äußeren Welt verbunden ist. Lediglich also in dieser Beziehung kann eine Relation, ein Verhältnis (ein Zusammenhang) gesehen werden mit dem, was schon da ist, dass dieser Zweig unserer Stiftung, der Zweig für Theosophische Kunst, etwas leisten soll, was ein Gegengewicht ist für das, was auf dem physischen Plan mit Ahrimanischem verknüpft ist.“

Der Versuch der Stiftung wurde damals nicht fortgeführt. Rudolf Steiner kam u.a. 1915 darauf zu sprechen mit den Worten: „… Die Art und Weise, wie die Sache in einem bestimmten Falle aufgefasst worden ist, machte sie unmöglich. Es war ein Versuch.“ Näheres ist in dem oben erwähnten Buche von Virgina Sease zu finden.